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Bussy-le-Grand

Am Anfang waren das kleine Tal mit Bächlein, die Felder auf den Hochebenen und die Weiden an den Hängen. Im Mittelalter ließ Herr von Bussy das Schloss erbauen: eine Festung mit 4 Türmen, die durch einen von Quellen gespeisten Wassergraben geschützt war. Nach seiner Rückkehr von einem Aufenthalt in Italien wurde das Schloss umgestaltet. Eine Wohnung und Galerien wurden eingerichtet, die von in Rom gesehenen Eindrücken inspiriert waren. Dadurch hielt die Renaissance Einzug im Burgund. Ein Jahrhundert später erhielt die Burg ihren endgültigen Namen. François de Rabutin erwarb die Lehnsherrschaft und gründete seine Dynastie in Auxois. Mit seinem Enkel, dem berühmten Roger de Bussy-Rabutin, nahm alles seinen Lauf. Von da an residierte die große Geschichte Frankreichs in Bussy. Man muss sagen, dass Roger de Bussy-Rabutin für die damalige Zeit eine untypische Persönlichkeit war. Der Sohn eines königlichen Offiziers absolvierte ernst-haft Studien bei den Jesuiten in Autun und Paris. Schon als Kind begleitete er seinen Vater auf die Schlachtfelder. Er bewies großen Mut in allen Schlachten Ludwigs XIII., in Lothringen, Flandern, der Franche-Comté, überall dort, wo Kanonen unter der Autorität des Prinzen von Condé donnerten.
In seiner Jugend hatte Ludwig XIV. die Gelegenheit, zahlreiche Heldentaten im Krieg zu vollbringen, wie zum Beispiel die Feldzüge in Katalonien, bei denen er beinahe an Malariafieber starb. Sein Mut, seine Heldentaten und seine Herkunft ermöglichten es ihm, zum ‘Maître de camp général de la cavalerie légère’ ernannt zu werden. Dies war einer der höchsten Ränge in der französischen Armee. Zwischen den Schlachten wollten sich die Offiziere zer-
streuen. Was gab es Angenehmeres als einen Besuch im Blauen Salon von Madame de Rambouillet, in dem sich die besten Köpfe des Hofes und die Hochgeborenen selbst trafen? Hier konnte man mit Wissen und klugen Worten glänzen. Dies bedeutete aber auch, dass man dem Risiko aussetzt war sich Feinde zu machen, die viel grausamer sein konnten als die auf dem Schlachtfeld.
Monsieur de Bussy-Rabutin war auch ein großer Liebhaber. Seine geliebte Frau starb im Alter von 24 Jahren und ließ ihn in tiefer Trauer zurück. So tröstete er sich mit einer Liebschaft mit Madame de Montglas, mit der er ein Dutzend Jahre lang eine leidenschaft-liche Affäre hatte. Als Madame de Montglas krank war, munterte Bussy sie auf, indem er ihr wunderschöne Briefe schrieb, wie die, die er mit seiner Cousine Madame de Sévigné austauschte. Besser noch: Er schrieb für sie einen Roman, eine Satire der höfischen Liebe. Ludwig XIV. war beleidigt und verbannte Bussy-Rabutin in sein Haus in Bourgogne. 17 Jahre lang gestaltete Bussy-Rabutin das Schloss um. Er brachte Hunderte von Porträts an, die er mit schrecklichen Kommentaren überzog, und schuf verschlüsselte Dekorationen, wie den Mottosaal. Seine Persönlichkeit und der Reichtum seines Schlosses ermutigten seine Nachfolger, sein Werk zu bewahren, das seit dreihundert Jahren Neugierige, Geschichtsinteressierte und Touristen anlockt.
Mit Hilfe der Mission Bern für das Kulturerbe und eines Fonds der Region Bourgogne-Franche-Comté wurde das Schloss Bussy-Rabutin im Jahr 2021 unter der Leitung des Centre des Monuments Nationaux umfassend restauriert. Dadurch wurde die prächtige und reichhaltige Dekoration und Ausstattung des Schlosses wie in seinem Zustand im 19. Jahrhunderts wiederhergestellt.

François-Xavier Verger
Verwalter des Château de Bussy-Rabutin
www.chateau-bussy-rabutin.fr