Wie die Umlaufbahnen zweier Planeten kreuzen sich die Wege von Robert und mir lange Zeit, entfernen sich voneinander, nähern sich wieder an. Und bei jedem Treffen wurde unser Wunsch nach Zusammenarbeit neu entfacht. Lange ohne Ergebnis… Dabei passen Robert Schads Werk und sein Geist perfekt in die verlegerische Linie der Éditions Bucciali, und eine gewisse geografische Nähe hätte eine frühere Zusammenarbeit begünstigen können. Dieser gemeinsame Wunsch wurde schließlich im Sommer 2021 mit der Ausstellung DIX PAR DIX verwirklicht. Die von Jean Greset und Robert Schad organisierte Skulpturenroute in Bourgogne-Franche-Comté soll einen zweijährigen Dialog zwischen Roberts Skulpturen und bemerkenswerten, oft historischen Stätten herstellen sowie Ausdruck in einem Kunstkatalog finden. Ursprünglich wollten wir zwei Radierungen als Sonderdrucke des Katalogs herstellen. Wir haben schließlich Roberts Arbeit mit einem Arbeitsaufenthalt in unserem Atelier verlängert, wo er sechs zusätzliche ganzseitige Aquatinten im Papierformat Jesus anfertigte. Damit gesellt sich Robert Schad zu den rund hundert Künstlern, die wir in unserer Colmarer Druckwerkstatt aufnahmen und dann editierten. Seit dreißig Jahren entwickeln wir unser Können und unsere Techniken weiter, um die Arbeit der bildenden Künstler und ihren Umgang mit Farben zu erleichtern. Kurz gesagt geht es darum, die inhärent spiegelbildliche Arbeit der Gravur vorauszuschauen damit die Künstler, meist Maler, die Qualität und Dynamik ihrer Arbeit ohne Druck realisieren können. Unser Team begleitet und berät sie während des gesamten Arbeitsprozesses – in Radierung, Aquatinta, Kaltnadelradierung, Monotypie. Wir sind stets bemüht, originelle Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Damit tragen wir zur Kreativität der Künstler bei. Radierungen entstehen durch gemeinschaftliches Arbeiten, es ist kein vereinzelter, schnell erledigter Akt. Es ist ein kollektiver, durchdachter Prozess, der vom Künstler initiiert wird. Wenn wir das erste Mal mit dem Künstler arbeiten, werfen wir auch den ersten Blick auf das neu Geschaffene, einen anspruchsvollen, oft bewundernden Blick. Sobald die Probedrucke aus der Presse kommen versammeln sich Amateure wie Sammler in der Galerie neben dem Atelier, um die neuen Drucke kennenzulernen. Seit einigen Monaten übernimmt die virtuelle Galerie die Online-Präsentation unseres umfangreichen Katalogs. Während Roberts Aufenthalt in der Werkstatt war ich neugierig zu sehen, wie der Bildhauer, in der Druckgrafik fast ein Laie, den Übergang von der Dreidimensionalität zur Zeichnung schaffen würde. Ich war beeindruckt von der Virtuosität, mit der er sich unsere Werkzeuge zu eigen machte. In den acht gezeigten Werken finde ich die choreografische Schärfe und die ansteigende Spannung seiner Skulpturen wieder, erhaben durch die Reinheit von Schwarz und Weiß.

Rémy Bucciali
Kupferdrucker